IG Metall Halberstadt
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28.03.2024, 18:03 Uhr

IG Metall Jugend

Prüfungen erfolgreich meistern!

  • 27.04.2021
  • Aktuelles, Stahl, Jugend

IG Metall Jugend Halberstadt bezieht mit Konzern Jugendvertretung der Salzgitter AG Stellung zu Prüfungen in Corona Zeiten.

Die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen sorgen nicht nur an allgemeinbildenden Schulen für Schwierigkeiten. Auch die duale Berufsausbildung steht vor großen Herausforderungen, Auszubildende und dual Studierende im ungewohnten „Homeschooling“ fachlich zu qualifizieren und auf die Prüfungen vorzubereiten.

Auf aktuelle Problemstellungen hat die „Konzern Jugend- und Auszubildenden-Vertretung“ (KJAV) der Salzgitter AG in einem Positionspapier hingewiesen. So sei auf die schwierige Situation in den jeweiligen Kammerbezirken der IHK / HWK sehr spät oder gar nicht reagiert worden, um die Teilabschlussprüfungen und Zwischenprüfungen im Frühjahr zusätzlich vorzubereiten und der Ausnahmesituation in der Durchführung Rechnung zu tragen.

„Vielleicht sind viele Auszubildenden und Studierenden in ihren Prüfungen im März noch „mit einem blauen Auge davongekommen“, sagt Jill Höwing, JAV-Vorsitzende der Salzgitter Flachstahl. „Die Verunsicherung und der Druck waren im Vorfeld bei den Jugendlichen aber extrem hoch und belastend. Hier hätten die Kammern und die Berufsschulen früher Hilfestellungen für die Prüflinge organisieren müssen.“

Schließlich sei es in den Berufsschulen im vergangenen Jahr zu einem massiven Ausfall von Unterricht gekommen, was teilweise zu Lücken im Theorieunterricht geführt hat. Diese müssten oftmals durch Selbstlektüre gefüllt werden, was für sehr junge oder lernschwache Auszubildende eine schwierige Situation darstellen kann. Zudem hänge die Qualität des Fernunterrichts der Berufsschule stark von den pädagogisch-didaktischen Kenntnissen und der technischen Ausstattung der Lehrkräfte ab. Auch wenn sich diese engagiert und aufopferungsvoll um ihre Klassen kümmern, für das „Lehren über den Bildschirm“ wurden die meisten nicht ausgebildet. Daher würde die Qualität, Struktur und Vermittlung der Inhalte extrem variieren und selten das Niveau der Vorjahre erreichen.

Unterschiede zeigen sich auch in der betrieblichen Praxis. Auch hier sind vielerorts Lehrgänge ausgefallen oder wurden im Umfang reduziert. Zudem haben Unterweisungen und Lernzielkontrollen teilweise seltener oder verkürzt stattgefunden. Die Ausbildenden Fachkräfte in den Betrieben versuchen vorbildlich das fehlende Wissen aufgrund von Abwesenheit im Betrieb oder Berufsschule zu vermitteln. Aber auch Sie stoßen in dieser Ausnahmesituation an ihre Grenzen. Die Jugendvertretungen hatten auf externe Unterstützung der Kammern gehofft. Die IHK / HWK hätte zusätzliche (Online-) Kurse, Videos oder Foren anbieten und alte Prüfungen mit Erläuterungen von Lösungswegen zur Verfügung stellen sollen. Dabei sollten Prüfungsvorbereitung und -durchführung in kleineren Gruppen stattfinden, verteilt auf mehrere Termine.

In einem Positionspapier fordert die KJAV mit der IG Metall Jugend zudem von den Kammern, dass bei Theorieprüfungen eine halbe Stunde mehr Zeit eingeräumt werden sollte und auch die Pausenzeiten zum Lüften und Luft holen ausgedehnt werden sollten. Außerdem sollten für definierte Corona-Jahrgänge die Auswahlmöglichkeiten für gebundene Fragen erhöht werden, um den Ausfall von Lerninhalten durch mehr Wahlfreiheit zu begegnen.  Perspektivisch müssen Schul- und Ausbildungspersonal fachlich-didaktisch auf das „Distanzlernen“ geschult und technisch bestmöglich ausgestattet werden. Auch für ihre Berufsanfänger fordert die KJAV mobile Endgeräte mit der notwendigen Software.

„Manche Azubis und Studierende haben am Online-Unterricht notgedrungen über ihr Smartphone teilnehmen müssen, weil kein funktionsfähiges Notebook im Haushalt zur Verfügung stand. Wir sprechen ständig von einer „Digitalen Berufsausbildung 4.0“, dann müssen die Jugendlichen auch über die technischen Voraussetzungen verfügen“, meint Zeynep Cimen, Jugendvertreterin von der Ilsenburger Grobblech GmbH. Der Betriebsrat am Standort unterstützt dies: „Besondere Zeiten, erfordern besondere Maßnahmen. Unsere Azubis müssen auch zu Corona-Zeiten eine Chance auf eine faire Prüfung haben. Für die Zukunft sollten sich IHK, Berufsschulen und Unternehmen deutlich besser auf digitalen Unterricht vorbereiten. Gleichzeitig müssen die Azubis technisch besser ausgestattet werden, um neuen Unterrichtsformen in Betrieb und Schule folgen zu können. Der Schulerfolg darf dabei nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängen. Von daher unterstützt der Betriebsrat der Ilsenburger Grobblech GmbH die Initiative der KJAV der Salzgitter AG. Wir stehen den Azubis in dieser schwierigen Zeit mit Rat und Tat zur Seite. “

In der KJAV der Salzgitter AG organisieren sich bundesweit die Jugendvertretungen der einzelnen deutschen Konzern-Betriebe, von Hamburg bis zum Bodensee. Sie trifft sich in der Regel vier Mal im Jahr in Salzgitter, um einheitliche Standards in der Berufsausbildung zu diskutieren und anzustreben. Ihre Mitglieder vertreten rund 1.500 Jugendliche in Ausbildung, Studium und Einstiegsqualifizierung.

„Die Positionen der KJAV lassen sich auf alle anderen Auszubildenden und Dual Studierenden übertragen. In jedem Betrieb und jeder Berufsschule hat Corona für Ausnahmesituationen gesorgt. Daher ist es notwendig, spätestens jetzt Hilfestellungen für die Berufsanfänger zu diskutieren, um die Sommer- und Winter-Prüfungen bestmöglich vorzubereiten“, sagt Melanie Böttcher von der IG Metall Halberstadt.