IG Metall Halberstadt
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26.04.2024, 09:04 Uhr

Eingriff in Perönlichkeitsrechte

Thale/Warnstedt: Linamar setzt Detektiv gegen Mitarbeiter ein

  • 08.04.2016
  • Aktuelles

Wie am 07. April 2016 in der öffentlichen Güteverhandlung vor dem Arbeitsgericht in Halberstadt bekannt wurde, lässt das Unternehmen Linamar Valvetrain GmbH in Warnstedt/Thale Mitarbeiter in ihrem Privatleben überwachen.

Die Arbeitgeber-Seite bestätigte gegenüber dem Gericht, hierzu eigens eine Magdeburger Detektei beauftragt zu haben. Im konkreten Fall erfolgte dieser massive Eingriff in die Persönlichkeitsrechte des Mitarbeiters, da der Arbeitgeber ein „genesungswidriges“ Verhalten unterstellte. Zu dieser Mutmaßung kam der Arbeitgeber, da der nicht bettlägerige (!) Mitarbeiter sich im öffentlichen und privaten Raum lediglich „bewegt“ hat.


Anstatt hier – wie vom Gesetzgeber und der deutschen Rechtsprechung angedacht – zuerst alle milderen Mittel (z.B. das persönliche Gespräch, den medizinischen Dienst der Krankenkassen, Betriebsarzt, ….) auszuschöpfen, griff der Arbeitgeber zu einem der schwerstmöglichen Mittel. In der Güteverhandlung vor dem Arbeitsgericht konnte die Arbeitgeberseite bislang jedoch keine Beweismittel vorlegen, die einen solchen schweren Eingriff rechtfertigten. Es bleibt daher abzuwarten, welches Urteil das Gericht bei der nächsten Verhandlung sprechen wird.


Als IG Metall drängt sich der Verdacht auf, dass hier durch den Arbeitgeber massiv versucht wird, die von den Kollegen in dem Betrieb gewählte Interessensvertretung zu schwächen, da der betroffene Mitarbeiter Mitglied des Betriebsrates ist. Als besonders schwerwiegend ist hier anzusehen, dass dem Arbeitgeber das Krankheitsbild des Kollegen bekannt ist und nun die aus therapeutischer Sicht durchaus notwendigen und förderlichen Bewegungen als „genesungswidriges“ Verhalten ausgelegt werden.


So oder so bleibt hier ein bitterer Beigeschmack übrig, denn entweder ist das Überwachen der eigenen Mitarbeiter durch einen Detektiv „normal“ in diesem Betrieb oder hier wird versucht mit allen Mitteln ein demokratisch gewähltes Mitglied der Interessenvertretung zu entlassen.

Die IG Metall wird den betroffenen Kollegen weiterhin unterstützen!